Zurück-DENKEN
Wie war das doch in den Anfängen?
Als Download stehen Arbeiten zu den Naturwissenschaften hier zur Verfügung.
Band I
MiMi:
Ja. Denken nach Regeln kann sehr hilfreich sein. Viele Regeln - besser: Methoden - bieten sich an.
Allerdings gilt auch:
DIE HISTORISCHE INTERPRETATION
Unsere Vorarbeiten haben uns nunmehr in die Lage versetzt, abschließend zu klären, was wir unter „historischer Interpretation“ verstehen. Die historische Interpretation ist das „Verstehen“ von Zeugnissen aufgrund der Regeln der „Hermeneutik“ und das Einordnen der Zeugnisse in einen Sinnzusammenhang - und zwar mit dem Ziel, eine (zeitlich, räumlich oder „sozial“ definierte) „historische Situation“ in ihrer Eigenart möglichst genau und angemessen zu durchschauen und zu erfassen. Hierbei ist der „hermeneutische Zirkel“ unvermeidlich. Was wir wissen wollen, müssen wir schon wissen. Denn: die historischen Zeugnisse erhellen sich gegenseitig. Wir brauchen das Zeugnis A, um das Zeugnis B zu verstehen, und umgekehrt wieder das Zeugnis B, um das Zeugnis A zu verstehen. Dieser Zirkel läßt sich nur so durchbrechen: wir fangen einfach irgendwo an zu studieren und verschaffen uns so ein ungefähres Bild, ein „Vor-Verständnis“ des in Frage stehenden Sinnzusammenhanges. In diesen vorläufigen Sinnzusammenhang ordnen wir ein neues Zeugnis ein. Dieses Einordnen ist offenbar ein doppelseitiger Vorgang: zunächst sind wir in der Lage, aufgrund unseres Vorverständnisses das Zeugnis genauer zu verstehen, als es ohne dieses Vorverständnis möglich wäre. Daß wir aber nun dieses neue Zeugnis so gut verstehen können - diese Tatsache wiederum bereichert unser vorläuiges Verständnis einer historischen Einheit, so daß wir ein weiteres Zeugnis wieder besser würdigen können - und so fort.
- D I A L E K T I K. Wissenschaftstheorie 2. - Helmut Seiffert. Beck. Schwarze Reihe -
